Kunst im Rathaus: Zwei Jubiläen und eine Premiere
Die Gemeinde Sargans stellt das Rathaus seit einigen Jahren Kunstschaffenden zur Verfügung, die es seither ausgiebig als Ausstellungsort und Galerie nutzen. Am Samstag, 25. Oktober, findet um 10 Uhr die Eröffnung der Ausstellung mit Werken von Hugo Reichlin (1925-2016) statt.
Leonardo des Sarganserlandes
Der Sarganser Historiker Anton Stucky bezeichnete Hugo Reichlin in einem Porträt der Kulturzeitschrift «Terra Plana» einst als «Leonardo da Vinci des Sarganserlandes», als künstlerisches Super- und Multitalent, unübertroffen in seiner Originalität und Vielseitigkeit. Schon als Bub holte er sich beim Flumser Maskenschnitzer Justus Stoop das Rüstzeug für sein künstlerisches Tun. Später wurde er Töpfer und eröffnete in den Fünfzigern in Flums das Café Post. Er schuf fantasievolle Musikinstrumente wie das Hugophon, malte und modellierte, schuf Holzschnitte und prägte das gesellschaftliche Leben vor allem zur Fasnachtszeit, etwa indem er seine Larven jeweils gratis zum «Butznen» abgab. Seine Larven verkörpern Persönlichkeiten und tragen Namen wie «Dr Sötteler», «z Chrüter Wyb», «dr Chettälär». Sie bestehen vor allem aus Arvenholz und enthalten Zähne, Hörner und Haare von Kuh- und Rossschwänzen. 1954 war Hugo Reichlin Mitbegründer der Flumser Fasnachtsgruppe «Schwarze Engel», die längst zum Flumser Kulturgut gehört. Hugo Reichlin war als witziger Erfinder mit seiner kernig-kauzigen Art auch ein gerngesehener Gast in TV-Sendungen im In- und Ausland.
Gründer der Sarganser Schlossnarren
Im Sarganser Rathaus werden auch farbenfrohe Acrylbilder vom Städtli Sargans des Künstlers Reichlin gezeigt. Zu Sargans pflegte Reichlin nämlich ebenfalls eine enge Fasnachtsbeziehung, seit er zusammen mit Anton Stucky im Jahr 1976 die Sarganser Schlossnarren gründete. Und das ging so: Eine Abordnung der «Schwarzen Engel» unterhielt den Bundesrat, als dieser das Schloss Sargans besuchte. Auf dem Heimweg nach Flums kehrte man im «Drei Könige» in Mels ein und trieb weiterhin Schabernack. Prompt setzte es eine Busse ab, weil fasnächtliches Treiben zur Unzeit verboten war. Um diese Geschichte zu ehren, wurde Hugo Reichlin später zum «Schlossnarr Hugo der Erste» ernannt. Es war die Geburtsstunde der Schlossnarren, die im kommenden Jahr den 50. Geburtstag feiern. Die Schlossnarren zeigen sich ebenfalls in der Ausstellung im Sarganser Rathaus, etwa mit dem Original-Prägestock, mit dem die Graf-Jörg-Taler entstehen. Dieser Ehrenpreis geht ebenfalls zurück auf Hugo Reichlin. Ausserdem können mit dem Smartphone einige denkwürdige TV-Momente aus den Sechzigern und Siebzigern angeschaut werden.
Ausstellungseröffnung
Am Samstag, 25. Oktober, wird die Ausstellung im Rathaus Sargans mit einer kleinen Vernissage und einem Apéro eröffnet. Reichlins Familie und die Schlossnarren sind anwesend. Alle Interessierten sind herzlich willkommen. Die Ausstellung dauert bis März 2026 und kann während den Öffnungszeiten des Rathauses besucht werden. Die Werkschau zeigt einen Ausschnitt aus Reichlins Wirken mit Holzlarven, Bildern und diversen Holzschnitten. Die Werke können erworben werden.